Am 4. Januar 2018 ist Dr. Philipp Hariolf Jenninger nach einem erfüllten Leben in seinem 86. Lebensjahr gestorben.
Nach Beendigung seiner staatsmännischen Tätigkeiten lebte er in Stuttgart und war der Kirchengemeinde St. Hedwig sehr verbunden. Im Jahr 2004 war er maßgeblich an der Errichtung der Stiftung Pro St. Hedwig beteiligt. Viele werden sich auch noch an seinen Vortrag im Rahmen einer Sonntagssprechstunde erinnern, in welchem er von seinen Erlebnissen aus seiner Zeit in Rom als Botschafter der Bundesrepublik Deutschland beim Heiligen Stuhl berichtet hat.
Anderen ist er im Gedächtnis mit seiner von vielen – teilweise auch mit Absicht – missverstandenen Rede als damaliger Bundestagspräsident am 10. November 1988 zum 50. Jahrestag der sog. „Reichsprogromnacht“. Mit dieser hat er mutig zu erklären versucht hat, warum die Verbrechen der Nationalsozialsten möglich geworden waren. Seine Rede ist inzwischen längst rehabilitiert, nicht zuletzt auch deswegen, weil viele Kenner der Materie, u.a. Willy Brandt und Ignatz Bubis auf die Redlichkeit und Sachlichkeit der Rede hingewiesen haben. Ein Erklärungsversuch aus dieser Rede war die Gottlosigkeit der nationalsozialistischen Machthaber und ihrer Mitläufer, wobei Dr. Jenninger auf den Schriftsteller Dostojewski Bezug genommen hat: „Wenn Gott nicht existierte, wäre alles erlaubt.“ Mit diesem Zitat hat auch er seinen christlichen Glauben kundgetan, welcher ihm zeitlebens Richtschnur seines Handelns war.
Wir werden ihn als bescheidenen und feinfühligen Menschen ohne jeden Dünkel dankbar in Erinnerung behalten. Wir glauben fest daran, dass er die Herrlichkeit des Herrn von Angesicht zu Angesicht schauen darf und beten für ihn:
Herr, gib ihm die ewige Ruhe
und das ewige Licht leuchte ihm.
Lass ihn ruhen in Frieden.
Amen.