Beichte

Das Sakrament der Versöhnung – TÜV für die Seele

Komm, mein Kind,
erhebe dein Haupt.
Glaubst du,
dass ich auch nur
einen einzigen Augenblick
aufgehört habe,
dich zu lieben?
Bitte mich
um Verzeihung
und dann
steh kraftvoll
wieder auf;
denn siehst du,
das Ärgste
ist nicht das Fallen,
sondern
das Liegenbleiben.

(Michel Quoist, in Pfarrbriefservice.de)

Die Beichte als Vorbereitung auf den Kommunionempfang

Die Beichte als Vorbereitungssakrament auf den Kommunionempfang stellt den Endpunkt einer langen Entwicklung dar. Ursprünglich gab es nur die Taufe zur Vergebung der Sünden. Daher haben es viele vorgezogen, mit der Taufe bis zum Lebensende zu warten – so zum Beispiel auch Kaiser Konstantin der Große, der als Christ lebte und im Edikt von Mailand (313) dem Christentum Religionsfreiheit gewährte. Was aber, wenn ein Mensch sich früher taufen ließ und danach eine schwere Sünde beging? Nach langen Streitigkeiten und Diskussionen kam die Kirche zu der Überzeugung, dass dem Sünder eine nochmalige Chance, später dann auch mehrere Chancen eingeräumt werden konnten.

Die Trennung von der Gemeinde wurde zu Beginn der österlichen Bußzeit vom Bischof festgestellt. Während der Vierzig Tage musste der Pönitent seine Reue durch gute Werke unter Beweis stellen und auch nicht am Gottesdienst der Gemeinde teilnehmen. In der Osternacht erfolgte dann die Lossprechung und Wiederaufnahme. Im Mittelalter entwickelte sich parallel dazu eine Seelenführungsbeichte, besonders in den Klöstern. Diese beiden Formen der sakramentalen Beichte zur Vergebung der Sünde und der Seelenführung verschmolzen im Laufe der Zeit. Und führten zu der Entwicklung, die wir oben skizzierten.

Vom Umgang mit Schuld

In einer Gesellschaft, in der jeder nur von seinen Erfolgen und Schokoladenseiten berichtet, fällt es schwer, auch Schuld einzugestehen, zu bekennen, dass man versagt hat und einen Fehler gemacht hat. Zwar wird niemand ernstlich behaupten ohne Sünde zu sein, aber dieses Bekenntnis ist eher allgemeiner Natur. Schließlich bringe man ja keinen um und bemühe sich auch anderweitig, also sei man ja auch irgendwie ein guter Christ. Die Psychologie stützt einen mittelalterlichen Lehrsatz, der aus der Christologie kommt: „Was nicht angenommen ist, ist nicht erlöst.“ Übertragen auf die Psyche: Das Unterdrücken von Schuld und Fehlern bindet Lebenskräfte, denn gerade in diesen Bereichen ist ja noch Wachstum in meinem Leben möglich. Das Ausblenden dieser Wachstumsfelder („Was ist noch nicht gut in meinem Leben?“) blockiert und lähmt meinen Weg zu mir selbst. Außerdem machen Menschen immer wieder die Erfahrung, dass nicht ausgesprochene Schuld fesselt und sie ständig entweder um ihre eigene Schuld kreisen lässt (Selbstvorwürfe) oder dass sie die Schuld immer bei anderen suchen (Selbstgerechtigkeit). C. G. Jung formuliert es so: „Es scheint eine Art von Menschheitsgewissen zu geben, das jeden empfindlich bestraft, der nicht irgendwo und irgendwann den Tugendstolz seiner Selbstbehaltung und Selbstbehauptung aufgibt und das Bekenntnis seiner fehlbaren Menschlichkeit ablegt. Ohne dieses trennt ihn eine undurchdringliche Mauer vom lebendigen Gefühl, Mensch unter Menschen zu sein.“

Warum beichten?

Indem ich meine Schuld anschaue, wahrnehme und ausspreche, durchbreche ich die Isolation, die Schuld immer darstellt. Der Priester wird zum Mitwisser meiner Schuld und stellt so die Beziehung zur Menschheit und zur Kirche wieder her.

Wem ihr die Sünden vergebt, dem sind sie vergeben; wem ihr die Vergebung verweigert, dem ist sie verweigert.“
Joh 20,22

Durch den Amtsträger handelt Gott selbst. Er, der seiner Kirche den „Dienst der Versöhnung“ (2 Kor 5,18) aufgetragen hat und in diesem Sakrament das Geschenk seiner Vergebung greifbar werden lässt. Darin besteht ja auch die Stärke des Ritus, dass mir jemand auf den Kopf zusagt: „Deine Sünden sind dir vergeben.“ So kann Heilung in der Tiefe geschehen.

Wie beichten?

Bei dem Bußsakrament geht es um mehr, als nur um die möglichst lückenlose Aufzählung aller Gesetzesübertretungen. Schuld besteht nicht in einzelnen Taten, sondern äußert sich in Taten. Beichte möchte so etwas wie ein geistlicher TÜV sein. Ich halte von Zeit zu Zeit inne, schaue mein Leben an und lege Rechenschaft über meinen geistlichen Weg und den Zustand meines Herzens ab. Wie kann heute ein Beichtgespräch aussehen? Sechs Schritte, die dazugehören, möchte ich Ihnen an die Hand geben.

1. Gewissenserforschung
Am Anfang steht natürlich die Vorbereitung auf die Beichte. Vermeiden Sie ein pedantisches Grübeln und den Versuch auf Vollständigkeit. Stellen Sie sich einfach vor Gott hin, so wie Sie sind und folgen Sie Ihrer Intuition. Wo habe ich ein schlechtes Gefühl? Warum? Das Überdenken Ihres Tagesablaufs, eventuell auch mit Hilfe eines Beichtspiegels kann hilfreich sein. Wie verhalte ich mich gegenüber mir selbst, meinen Mitmenschen und Gott?

2. Reue
Diese Betrachtung des eigenen Lebens soll keineswegs in Zerknirschung und Masochismus münden. Wahrscheinlich sind Sie nicht der größte Sünder aller Zeiten! Schauen Sie auch das Negative in Ihrem Leben an und halten Sie ihre Schuld Gott hin, der Sie liebt – immer noch.

3. Bekenntnis
Nun folgt die eigentliche Beichte im Beichtstuhl, im Beichtzimmer oder in einem beliebigen anderen Raum, den Sie mit einem Priester vereinbart haben. Die Form kann frei sein. Wem Formen helfen, findet im Gotteslob Nr. 594 den früher gelernten Ablauf. Es geht um das Bekenntnis der Sünden und/oder um die Schilderung schwieriger und undurchsichtiger Lebenssituationen oder Beziehungen, die mich belasten. Indem wir all dies vor Gott tragen, sagen wir ihm bestimmt nichts Neues, uns aber tut es gut, darüber zu sprechen. Wir zwingen uns selbst, genauer hinzuschauen und nicht oft genau an dem Punkt wegzudösen, an dem es gefährlich wird. Was muss ich beichten? Alles, was ich als Schuld ansehe. Das Gewissen ist die höchste Norm. Nochmals: Es geht um das Ansprechen der Hauptschuld, der Wurzelsünde, nicht um ein skrupulöses Aufzählen aller Kleinigkeiten.

4. Vorsatz
Die Beichte möchte ein Neuanfang sein. Dazu gehört auch der Wille, sich und sein Leben zu verändern. Viele haben mit Vorsätzen schlechte Erfahrungen gemacht, weil sie die falschen Vorsätze gewählt haben. Nehmen Sie sich kein Gefühl vor (Für Gefühle können wir nichts)! Nehmen Sie sich nicht zu viel vor und fassen Sie keine zu allgemeinen Vorsätze (Ich will mich bessern)! Diese müssen scheitern und werden wieder ein schlechtes Gewissen in Ihnen hervorrufen. Überlegen Sie sich lieber einen konkreten Schritt, der realisierbar ist und der Ihnen hilft, Ihr geistliches Leben zu aktivieren.

5. Umkehr und Buße
Die Buße soll den Vorsatz verstärken. Falls möglich kann eine Sünde wieder gutgemacht werden. Es geht hier nicht um eine Strafe oder eine Bußleistung, sondern um den Beginn des Umdenkens.

6. Lossprechung
Durch die Lossprechung, die Absolution, übernimmt Gott unsere Sünden (vgl. 2 Kor 5,21). Die Absolution befreit uns von unserer Vergangenheit, damit wir fähig werden, in der Gegenwart zu leben. Im Beichtzimmer wird der Priester Ihnen die Hände auflegen. Die Berührung ist bei jedem Sakrament ein Zeichen der Annahme durch Gott. Wenn Gott uns vergibt, dann müssen auch wir uns vergeben
und dürfen als neu unser Leben als geliebte Kinder Gottes annehmen und wagen. „Lasst euch mit Gott versöhnen“ (2 Kor 5,18.20)! Eine Einladung gerade in den Vierzig Tagen auf Ostern hin. Auferstehung beginnt heute!

Wenn Sie ein Beichtgespräch wünschen

In unserer Gemeinde besteht regelmäßig die Möglichkeit zu einem Beichtgespräch gegeben: In der Regel am 2. Freitag im Monat von 18:00 – 18:45 Uhr. Weitere Termine, insbesondere vor Ostern und Weihnachten, finden Sie im Kalender. Selbstverständlich stehen unsere Priester auch außerhalb dieser Zeiten für ein Beichtgespräch zur Verfügung. Wenden Sie sich bitte ans Pfarramt.

Bestimmungen zur kirchlichen Bußpraxis

1987 hat der Ständige Rat der Deutschen Bischofskonferenz Bestimmungen zur kirchlichen Bußpraxis verabschiedet. Sie möchten mehr dazu wissen, hier erfahren sie mehr.