„Lebensspendende Sonne, du kannst wohl nichts Größeres erblicken als die Stadt Rom!“
„Wie oft wart ihr schon in Rom?“
„Vier Mal.“ „Zwei Mal.“ „Erst einmal.“
„Und dieses Jahr kommt ihr als Firmbegleiter wieder mit?“
Wären wir nicht zum fünften, dritten und zweiten Mal nach Rom gereist, dann hätten wir folgende Tage nicht erlebt …
… obwohl durch die Kuppel die Regentropfen fielen, bestaunten unsere Neugefirmte am Tag der Anreise das Pantheon. Die große Kuppel des geweihten antiken Bauwerks löste nicht nur Erstaunen aus, sondern heizte den Hunger an und trieb uns durch Pfützen und Gassen ins Baffetto; dem Restaurant, in dem die Pizza wie an keinem anderen Ort schmeckt.
Am Petrusgrab empfing am nächsten Tag ein junger Firmand das Sakrament der Firmung. Beflügelt vom Hl. Geist erklommen wir nach einer Führung durch den Petersdom die über 500 Stufen hinauf zur Kuppel. Unwesentlich wie oft man über diese Aussicht schon gestaunt hat, sie versetzte uns alle ins Staunen: über den Petersplatz, auf den 114 Heiligenfiguren hinabblicken, bis hin zur Engelsburg und viel weiter, hatten wir einen engelsgleichen Ausblick. Verweile doch. Du bist so schön! dachten wir und drängten uns am Nachmittag die Spanische Treppe hinauf, spazierten an der Villa Medici vorbei und gelangten zur Terrazza del Pincio. Vor uns lag die Piazza del Popolo und die Sonnenstrahlen, die durch die Wolken brachen, ließen die ewige Stadt erstrahlen.
„Papa Francesco!“, riefen wir am Mittwoch bei der Papstaudienz und erkundeten am freien Nachmittag auf eigene Faust die Stadt der sieben Hügel. Fluchtburg, Gefängnis, Zufluchtsort, ursprüngliches Mausoleum- all das sind Bezeichnungen für die Engelsburg, die wir am darauffolgenden Tag besichtigten und auf der der Namensgeber positioniert ist. Der Erzengel Michael soll dem Papst einst, als die Pest wütete, erschienen sein. Über Stufen und zahlreiche Rampen stiegen wir auch hier hinauf und besahen die einstige Welthauptstadt. Das Territorium der Vatikanstadt betraten wir am Nachmittag über die Musei Vaticcani, um die päpstliche Kunstsammlung auf uns wirken zu lassen.
Das größte Amphitheater, das in antiken Rom erbaut wurde, und heute die italienische 5-Cent-Münze ziert, war am nächsten Tag unser erstes Ziel. Östlich des Kolosseum gelegen, befindet sich dem Märtyrer geweihte Kirche San Clemente. Hier ging es nicht hinauf, sondern hinab. Nachdem wir die Apsis in der Oberkirche genauestens inspiziert hatten, stiegen wir hinunter in die Unterkirche und anschließend in das ehemalige Haus von S. Clemente, wo sich die ersten Christen heimlich getroffen hatten.
Den Höhepunkt und eine Herausforderung für manchen Pilger war die sieben Kirchenwallfahrt am Samstag. Ursprünglich das Ziel, wurde die Petersbasilika unser Startpunkt. Am Tiber entlang ging es hinaus zu St. Paul vor den Mauern. Somit war die längste Etappe geschafft, sodass wir nach einem Vesper leichten Fußes weiter zu S. Sebastiano uns begaben. Über die Via Appia, vorbei am Schutzpatron der Ministranten, gelangten wir zum Lateran und waren somit wieder im Zentrum der Stadt. Die letzten drei Kirchen (Santa Croce in Gerusalemme, Sankt Laurentius vor den Mauern und Santa Maria Maggiore) waren dann gefühlt nur noch ein paar Katzensprünge voneinander entfernt. Mit Freude können wir berichten, dass alle Beteiligen diese Herausforderung unversehrt überstanden haben. Das einzige, das wir an diesem Tag schmerzlichst vermissten, war das Eis bei Giolitti, in dessen Genuss wir sonst jeden Tag kamen.
Tief hinab in die Dunkelheit und Kälte ging es abwärts auf den unterirdischen Friedhof. Durch die Domitilla-Katakomben führte uns wortgewandt wie jedes Jahr Manfred und wir feierten die Heilige Messe unmittelbar an der Seite der unzähligen Gräber. Am letzten Nachmittag ließen wir es uns nicht nehmen, Rom ein letztes Mal von oben zu sehen. Das Nationaldenkmal Monumento Nazionale a Vittorio Emanuele II bot sich dafür bestens an.
„Würdest du nächstes Jahr wieder hin?“
„Selbstverständlich. Ich würde wieder jeden Tag bei Giolitti Eis genießen. Ich würde wieder jeden Tag zu Mittag Pizza und zu Abend Spaghetti essen. Ich würde mich wieder durch die malerischen Gassen und die Piazze drängen. Ich würde wieder jede einzelne Stufe hinauf und hinabsteigen. Ich würde wieder nichts Größeres erblicken als die Stadt Rom.“
Jule Wottschal