Zufälle gibt es nicht! Oder doch? Wir stehen in Deutschland am Beginn einer Pandemie. Corona ist allgegenwärtig: in den Nachrichten, Magazinen, Sozialen Medien, in Gesprächen. Damit geht einher eine große Unsicherheit und ein gerüttelt Maß an Angst. Viele sprechen sogar schon von einer Epidemie der Angst, die die Viruspandemie begleitet und die ebenso schlimm sei. Mag sein, dass dem so ist.
Soziale Kontakte werden auf das Minimum reduziert, aus dem Mitmenschen wird eine potentielle Infektionsquelle, Angehörigen sollen ihre älteren Familienmitglieder nicht mehr besuchen. Isolation und Depression werden die Folge sein. Der Mensch ist ein soziales Wesen. Sozialkontakte sind lebensnotwendig. Es ist nicht leicht, in einer solchen Situation den richtigen Weg zwischen notwendiger Vorsicht und Hysterie zu gehen und einen kühlen Kopf bei allen Entscheidungen zu wahren.
Zufall oder nicht, in den vergangenen Tagen ploppte öfters eine hierzulande fast unbekannte Heilige aus dem 2. Jahrhundert auf, die mit dem Virus den Namen teilt, aber nicht als Namensgeberin des unschönen Krankheitserregers diente. Die Heilige Corona stand ihrem Ehemann, dem hl. Victor bei seinem Martyrium zur Seite. Auf diese Weise hat sie sich selbst als Christin geoutet und wurde, so die Legende, zwischen zwei gebogenen Palmen gespannt und auf diese Weise zerrissen. Kaiser Otto III. brachte im Jahr 997 Teile ihrer Reliquien nach Aachen, Kaiser Karl IV. überführte andere nach Prag. In Altbaiern, Böhmen und Niederösterreich hat ihre Verehrung eine gewisse Verbreitung gefunden. Sie gilt als Patronin der Schatzgräber und Metzger; für Standhaftigkeit im Glauben; in Geldangelegenheiten, der Lotterie und gegen Unwetter und eben auch Seuchen.
Nun wird niemand sagen, dass die Anrufung der Heiligen um ihre Fürbitte in dieser Pandemie alleine ausreicht, um das Virus zu bekämpfen. Das Gebet ist jedoch eine wichtige Stütze gerade in dieser Zeit der großen Unsicherheit und der Angst. Sicher befreit die Gründung in Gott vor jeder Art von Hysterie, die leider auch anzutreffen ist. Ihre Irrationalität verweist auf die tiefsten Ängste, die in uns stecken. Das Virus zeigt uns, dass wir das Leben eben nicht so im Griff haben, wie wir uns das immer wieder einreden. Ist unser Leben stets bedroht und kann jeder Tag unser letzter sein, so erlaubt die Pandemie uns nicht länger, diese Binsenwahrheit länger zu verdrängen.
Wie begegnet man diesen Ängsten? Zunächst einmal sicher durch rationale Information. Corona ist nicht die Pest und nicht Ebola. Dann durch das, was wir vernünftigerweise an Hygiene tun können. Aber all diese Maßnahmen werden uns keine letzte Sicherheit und Beruhigung geben. Diese Zeit ist daher eine gute Gelegenheit, sich grundsätzlich über sein Leben Gedanken zu machen. Wofür lebe ich? Was ist mein Lebensziel? Worauf gründe ich meine Hoffnung? Woher komme ich und wohin gehe ich? Das alles sind Fragen, bei denen uns unser Glaube mehr helfen kann, als alles andere auf der Welt. Unser Glaube wird uns auch sagen, dass wir bei aller Sorge um das eigene Leben auch die anderen nicht aus dem Blick verlieren dürfen. Gerade jetzt, wo aufgerufen wird, nicht notwendige Sozialkontakte zu vermeiden, steigt die Isolation und die Einsamkeit, besonders unserer älteren Brüder und Schwestern: Lassen wir sie nicht in der Einsamkeit versinken. Zeigen wir ihnen auch durch ganz konkrete Hilfe unsere Solidarität. Die großen Heiligen haben uns gerade dies auch in Zeiten vergangener Seuchen vorgelebt: Es geht nicht darum, unserem Leben um jeden Preis mehr Tage hinzuzufügen, sondern unseren Tagen mehr Leben.
Gerade in diesen Tagen vor dem Fest der Auferstehung Jesu Christi wird unser Blick geweitet und unsere Hoffnung gestärkt. Egal wie viele Tage wir auf dieser Erde zubringen dürfen, unsere Heimat und das Ziel unseres Lebens ist nicht hier, sondern im Himmel.
Das Gebet und auch die Anrufung der Heiligen helfen uns, im Herzen eine notwendige Gelassenheit zu bewahren und auch in diesen schweren Tagen nicht den Kurs eines guten Lebens zu verlieren.
Heilige Corona – bitte für uns!
Ihnen und ihren Lieben Gottes Segen! Passen Sie auf sich und Ihre Mitmenschen auf. Auch diese Krise wird vorübergehen.
Ihr Pfarrer
Heiko Merkelbach
Hier finden Sie ein Gebet in Zeiten der Coronakrise, das ich jeden Tag mehrmals bete.