Wir schreiben das Jahr 1946. Der Schauplatz ist das bis dahin das evangelische Stuttgart-Möhringen, in dem sich mit der Zeit allmählich eine kleine katholische Gemeinde etabliert. – Noch ohne Kirchengebäude, dafür aber mit viel Kreativität und Tatendrang. Bei der Gelegenheit können wir gleich eine Anekdote einbringen: Der evangelische Kindergarten wurde extra jeden Sonntag aufs Neue schön und aufwändig zu einem katholischen Gotteshaus umfunktioniert.
Am 15. Februar besuchten unser Pfarrer Dr. Heiko Merkelbach, unser Diakon Michael Jakob und zwei unserer begeisterten Oberministranten, Simon Beck und Obalit Sargizi, Zeitzeugen, die sich nicht nur an die Geschichte erinnern, sondern diese miterlebten: Erwin Bloching und Erich Reibel waren die ersten Ministranten, die zum Altardienst in Stuttgart- Möhringen berufen waren.
Zu Besuch bei Herrn Reibel. Das Foto zeigt von links nach rechts:
Regionaldekan Dr. Heiko Merkelbach, Erich Reibel, Obalit Sargizi, Simon Beck und Diakon Michael Jakob
Der Antrieb für die katholische Verbreitung in Möhringen kam ursprünglich aus Stuttgart-Vaihingen. Der damalige Pfarrvikar Herr Schaller von der Christkönig Kirche lud die kleine Gemeinde von ca. 60 Personen einmal die Woche zur Sonntagsmesse. Die Mesnerin Frau Engelhardt managte das Organisatorische. Die beiden Herren Bloching und Reibel sind in einem katholischen Haushalt aufgewachsen und sahen es als selbstverständlich an, der Bitte des Vikars zu folgen, Ministranten zu werden.
Auf die Frage, wie sie die Messe damals empfanden, antworteten beide übereinstimmend:
„Es war Alltag zu ministrieren… es war einfach selbstverständlich. Die Messe wurde auf Latein gefeiert, wir lernten alle Gebete auswendig. Jedoch verstanden wir, wie wahrscheinlich die meisten Gottesdienstbesucher, nur bruchstückhaft, was wir aufsagten.“
Anders als die Ministrantenausbildung heute war das Auswendiglernen der Gebete auf Latein der größte Bestandteil. Die Choreographie war nebensächlich und wurde mit der Zeit am Altar gelernt.
Da die beiden schon jung anfingen zu ministrieren, wollten unsere beiden Oberministranten erfahren, was ihre Mitschüler davon hielten, dass die beiden Ministranten waren:
„In unserer Schule gab es kaum Katholiken. Es wurde auch kaum über Religion gesprochen. Unsere Mitschüler wussten gar nichts von unserer Nebentätigkeit.“
Zu Besuch bei Herrn Bloching. Das Foto zeigt von links nach rechts:
Diakon Michael Jakob, Obalit Sargizi, Erwin Bloching, Simon Beck und Regionaldekan Dr. Heiko Merkelbach
Zum Schluss gab Herr Bloching den jetzigen Ministranten noch einen Ratschlag mit auf den Weg:
„Auf jeden Fall weitermachen, niemals aufgeben, Ihr werdet gebraucht!“.
Wir danken Herrn Reibel und Herrn Bloching für diese einzigartige Gelegenheit, ihre wertvollen Erinnerungen erfahren haben zu dürfen.