Christus steht von den Toten auf und niemand merkt’s! Und der eine, der es merkt, hat Angst und flieht. So kann man auch auf die Auferstehung Jesu reagieren, die wohl das größte Ereignis der Geschichte ist. Schlafen oder abhauen!
Gut, es war offenbar mitten in stockfinsterer Nacht, als dieses Ereignis geschah – anders als Perugino es in seinem Bild in typischer Renaissancemanier dargestellt hat. Und nächtens darf man auch tief und fest schlafen (dies soll sogar gesund und lebensdienlich sein).
Wenn Künstler ein Bild malen, wollen sie jedoch oft noch etwas anderes tun als einfach nur die Wirklichkeit darstellen. Perugino lässt seinen Christus bei strahlendem Sonnenschein vom Tod erstehen. Die Schatten verraten dies. Offenbar möchte Perugino dem Betrachter einen Spiegel vorhalten. „Du weißt doch um die Auferstehung des Herrn! Du weißt um diese rettende Großtat, die Jesus Christus für dich getan hat! Und? Wie reagierst du darauf? Schlafend? Verlegen fortstolpernd? Oder freudig, nachfolgend, anbetend?“
In den noch verbleibenden Tagen der Vorbereitung auf unser größtes und wichtigstes Fest können wir uns diese Frage stellen: Lebe ich wirklich im Angesicht des auferstandenen und lebendigen Gottes? Überlasse ich meinem Gott mein Leben, ungelöste Situationen, Probleme, Trauer, Wut und Schmerz und lasse ihn mit der Macht seiner Auferstehung wirken, damit auch ich das göttliche Leben mitten in meinem Leben spüre? Oder halte ich fest an meinem Willen, meinem immer zu kleinen Blick auf das Ganze? Unter dem sinatra‘schen Motto: „I did it my way“ und der geht niemand etwas an – auch nicht Gott. Schlafen ist halt bequem. Christusnachfolge ist dies nicht unbedingt. Wer schläft, träumt zwar vor sich hin, versäumt aber das Wesentliche. Wer Christus nachfolgt, spürt Sinn in seinem Leben und wird wesentlich.
Perugino provoziert uns mit seinem Bild, ruft uns in die Entscheidung: Weiterschlafen, abhauen oder sich entscheiden, für IHN zu leben. Eine andere Möglichkeit ist nicht gegeben. Die Ohren seinem Ruf verschließen oder die Ohren seines Herzens öffnen, um seine Stimme zu hören, die manchmal auch zu etwas anderes auffordert, als zu dem, was wir uns zurechtgelegt haben.
An Ostern feiern wir, dass es Tag werden will in unserem Leben, dass das neue Leben unser altes Leben verwandeln will. Gehen wir den Weg mit unserem Herrn gemeinsam: „Lasst uns mit ihm gehen, um mit ihm zu sterben“ (Joh 11,16). Wer Jesus Christus auf seinem Weg begleitet, wird sein Schicksalsgefährte und Freund, „Wenn wir mit ihm leiden, werden wir mit ihm auch verherrlicht“ (vgl. Röm 8,17). Perugino hat mit seinem Bild einen alten Taufhymnus gemalt: „Wach auf, du Schläfer, und steh auf von den Toten und Christus wird dein Licht sein. Achtet also sorgfältig darauf, wie ihr euer Leben führt, nicht töricht, sondern klug. Nutzt die Zeit; denn diese Tage sind böse“ (Eph 5,14-16).
Ihnen allen wünsche ich auch im Namen meines gesamten Teams und dem Gesamtkirchengemeinderat ein frohes, gesegnetes und aufweckendes Osterfest und eine fröhliche und lebendige Osterzeit.
Ihr Pfarrer
Regionaldekan Dr. Heiko Merkelbach