Nun lass ich ruhn den Wanderstab, weil Gott getreu ich gepilgert hab (Richard Wagner, Tannhäuser)
Am 23. Juni war es wieder soweit, 22 wanderlustige Männer der MannSchaft machten sich auf zu einer dreitätigen Pilgerwanderung entlang des fränkisch-schwäbischen Jakobswegs im schönen Ostalbkreis. Bei subtropischen Temperaturen und einer täglichen Marschleistung von 25 km ging es – grob skizziert – von Langenau ausgehend ins Lonetal, dem Fundort einiger der ältesten Tierplastiken der Menschheit, über die Wallfahrtskirchen Maria Himmelfahrt und St. Ulrich nach Gingen a. d. Brenz. Am Folgetag dann weiter über Staufen und Fleinheim bis hin zum Kloster Neresheim mit seiner einzigartigen von Balthasar Neumann entworfenen spätbarocken Kirche. Anschließend durch Dörfer die außer uns und den wenigen Einheimischen vermutlich noch nie ein Mensch betreten hat (Quizfrage: Wer kennt Oberriffingen?) bis nach Bopfingen und mit dem Zug zurück nach Stuttgart. Auch die geistige Erbauung kam nicht zu kurz und so wurde unsere Reise spirituell flankiert von Laudes, Mittagshore und Komplet, Gebeten und Gesang. Besonders Letzteres führte nicht nur bei manch einem der Teilnehmer, sondern auch bei der in der Kirche Maria Heimsuchung anwesenden Damenwelt zu vor Rührung feuchte Augen.
Der gewählte Jakobsweg zählt zu den eher weniger bekannten Vertretern seiner Art. Es verwundert daher nicht, dass uns seine spärlich dosierte Muschelbeschilderung zu ungeplanter Erforschung längst vergessener, mit Brennnesseln und Dornbüschen dicht bewachsener Schleichwege einlud. Doch die Stimmung war gut und ließ sich selbst durch die schmerzhafte Begegnung mit einem Erdwespennest nicht trüben. Aufopferungsvoll übernahm Peter die fünf Stiche stellvertretend für die ganze Gruppe. Chapeau – und nochmals herzlichen Dank dafür!
Reiseführer Franz hielt den oftmals bedenklich auseinandergezogenen Haufen väterlich wohlwollend doch stets bestimmt auf Kurs, sodass keiner verlorenging und wir sicher ans Ziel gelangten.
Die Bilanz unseres Weges: Unzählige Blasen, Muskelkater und Gelenkschmerzen. In Strömen vergossener Schweiß, noch mehr Ströme mehr oder (überwiegend) weniger alkoholfreier Weizenbiere, sowie ein im Rahmen eines steinzeitlichen Speerwurfwettbewerbes angeschossenes Wollnashorn im Archäopark Vogelherd. Doch was vor allem bleibt ist die Erinnerung an ein grandioses Wochenende, an dem wir auf unserer Wanderschaft, fern vom Alltag, mit zahlreichen gemeinsam geteilten Momenten und anregenden Gesprächen einmal mehr ein Stück zusammengewachsen sind – und darüber hinaus noch einen riesen Spaß hatten.
Einen besonderen Dank geht an Franz für die gesamte Organisation und den reibungslosen Ablauf. Wir sind gespannt wohin uns die Reise im nächsten Jahr führen wird!